Esel und das Hündchen
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Esel und das Hündchen
© steve prinz / PIXELIO
Man wolle nie, was man nicht kann;
's wird doch nur 'ne verfehlte Sache.
Ein Tölpel wird, wie er's auch mache,
Nie ein gewandter feiner Mann.
Nur wen'gen ward, die Gott begnadigt und erkoren,
Der Gaben glücklichste, die Anmut, angeboren.
Wer sie nicht hat, der rühr nicht dran;
Sonst dürfte man ihn leicht, dem Esel gleich, verlachen,
Der, um sich recht lieb Kind zu machen
Bei seinem Herrn, mit ihm einst schönzutun begann.
»Wie?« - sprach er, da er einsam wandelt' -
»Das Hündchen wird, weü's nett und glau,
Von unsrem Herrn und seiner Frau
Wie ihresgleichen stets behandelt;
Mir winkt der Knüttel nur! Schau, schau!
Was tut er denn? Er gibt das Pfötchen,
Und gleich küßt man ihn hinterher;
Gewinnt auf diese Art man Lieb und Zuckerbrötchen,
Nun, das ist doch nicht gar so schwer!« —
Solchen Gedanken sich ergebend,
Erschaut er seinen Herrn, läuft täppisch gleich herbei;
Den abgetretnen Huf erhebend
Legt zärtlich er dem Herrn ans Kinn ihn frank und frei
Und singt mit holder Stimm ein schrecklich Lied dabei,
Damit das ganze doch 'nen würd'gen Abschluß fände.
»Hu! welche Zärtlichkeit!« - und: »Ha! welcher elende
Gesang!« - ruft jetzt der Herr - »Holla! Den Stecken her!« •
Der Stecken kommt herbei, der Esel singt nicht mehr.
So fand das Possenspiel ein Ende.