Die zwei Freunde

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Die zwei Freunde
© stadelmann werner / PIXELIO

Zwei Freunde lebten einst in Monomotapa;
Was einer hatte, war dem ändern auch zu eigen —
Die Freunde sollen besser ja
Sich dort als hierzulande zeigen.
In einer Nacht - 's war bei den Antipoden Tag,
Indes hier jedermann in tiefem Schlummer lag -
Sieht man den einen schnell sich aus dem Bett aufraffen;
Er eilt zu seinem Freund, er weckt der Diener Schar,
Da Morpheus stundenlang schon Herr im Hause war.
Der Schläfer staunt, greift nach der Bors und seinen Waffen,
Sucht jenen auf und spricht: »Du pflegst doch sonst nicht viel
Zu laufen, wenn man schläft, wie jeder, der gescheit ist
Und besser nützt die Zeit, die nur dem Schlaf geweiht ist!
Verlorst du etwa gar dein ganzes Geld im Spiel?
Da, nimm! Sollt dich vielleicht ein Ehrenhandel quälen?
Hier ist mein Degen, komm! Wenn du verdrießlich scheinst,
Weil du im Bett allein: die schönste magst du wählen
Von meinen Sklavinnen; soll ich sie herbefehlen?« -
»Nein« - sagt der Freund - »'s ist nichts von allem, was du meinst;
Doch magst auf meinen Dank zu zählen.
Im Traum erschienest du ein wenig traurig mir;
Ich sorgt, es wäre wahr, drum bin so schnell ich hier.
Der dumme Traum war's, der es machte.«
Wer liebt den ändern mehr? Wie denkst, mein Leser, du?
Der Gegenstand ist wert, daß man ihn ernst betrachte;
Ein wahrer Freund verdient, daß man ihn schätz und achte.
In deines Herzens Grund sucht er, was not dir tu,
Spart dir die Scham, ihm selber zu
Entdecken, was dir etwa fehle;
Ein Traum, ein Nichts, läßt ihm nicht Ruh,
Gilt's dem Geliebten seiner Seele.



Die zwei Freunde
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